Swedish Nationals Vejbystrand

22.08 - 23.08.2020

Zwei Wochen nach der Teilnahme an der Dänischen Meisterschaft in Hellerup ging es für vier deutsche 505er erneut in den Norden. Auf der anderen Seite des Öresunds fand in Vejbystrand die Schwedische Meisterschaft (Video) der 505er statt.

 

Anders als zur durch Schwachwind geprägten Regatta in Hellerup ließ die Windvorhersage diesmal kräftige Winde aus Südwest mit entsprechender Welle erwarten. Während der Anreise der deutschen Teams am Freitagnachmittag bzw. Abend war es allerdings noch ruhig. So konnten gemütlich die Boote aufgebaut und erste Gespräche mit den schwedischen Gastgebern geführt werden. Man merkte schon an diesem Abend, wie viel Mühe sich die schwedische Flotte und der örtliche Segelclub „Delfinen“ mit der Organisation der Regatta gegeben haben.

 

 

Start der ersten Wettfahrt am Samstag war um 11 Uhr fast direkt vor der Hafeneinfahrt – mit dem bei größeren 505er-Regatten üblichen Gatestart. Bei Winden um 12 Knoten konnte sich das Feld einsegeln und an die durchaus anspruchsvolle Welle gewöhnen. Die Wellen drehten teilweise um die südlich gelegene Landzunge und kreuzten sich. Damit zum Einsegeln ausreichend Zeit zur Verfügung stand, hatte die Wettfahrtleitung die Bahn auch etwas länger gelegt, so dass das schnellste Boot 1 Stunde 15 Minuten für die ausgeschriebenen zwei Runden brauchte. Schnellstes Boot waren (natürlich) Wolfgang Hunger und Holger Jess. Ihnen folgten die schwedischen Altmeister Ebbe Rosén und Ole Wenrup auf Platz 2. Unter ähnlichen Bedingungen – mit etwas mehr Wind – fand das zweite Rennen des Tages statt. Wieder waren Holger und Wolfgang auf Platz 1. Platz 2 ging diesmal an die Dänen Jan Saugmann und Christian Limbrecht Mogensen.

 

 

Mit Rennen 3 kam dann mehr Abwechslung ins Spiel. Schon beim Start konnte man auf der rechten Seite der Bahn eine schnell größer werdende Wolke erkennen (ungefähr so wie die auf dem Foto). Wir dachten uns, dass das auf der rechten Seite mehr Wind bedeuten könnte und entschlossen uns, über rechts zu fahren. Soweit lagen wir auch richtig und sahen uns bei der Annäherung an das Luvfass auf Position 3. Leider war dann plötzlich auch etwas Donner zu hören und kurz danach kam eine kräftige Gewitterböe auf uns zu. Das Boot vor uns fiel um, wir auch und fast alle Boote auf der rechten Seite der Bahn ebenfalls. Nur Fabiola und Michael Wonterghem aus Dänemark – zu dieser Zeit an Position 1 – und Tim und Finn Böger – zu dieser Zeit knapp hinter uns – schafften es, stehen zu bleiben und weiter zu segeln. Bis zum Ziel hatten Tim und Finn denn auch noch die Dänen eingeholt. Platz 1 ging damit in Rennen 3 nicht an Wolfgang und Holger, sondern an Tim und Finn! Die beiden hatten in den Rennen zuvor zwei gute fünfte Plätze geschafft. Aber um richtig gut zu segeln fehlte ihnen bis zum dritten Rennen offenbar noch etwas Wind. Glück für die beiden, dass der Wind in der Folge nicht mehr wesentlich schwächer wurde. Bei 16 bis 20 Knoten in Rennen 4 mussten sich Tim und Finn dann nur Holger und Wolfgang geschlagen geben und segelten auf Platz 2. Platz 3 ging an Henrik Schade und Sebastian Wiemer und Platz 4 an uns.

 

 

Für den Abend hatten einige Schweden Lachs und Kartoffelsalat sowie Musik organisiert. Trotz Corona hatten wir so bei Sonnenschein am Hafen einen tollen Abschluss des Tages – im Freien mit Abstand.

 

 

Am Sonntagmorgen ging es um 10 Uhr mit dem ersten Start weiter. Der Wind hatte über Nacht zugelegt. Also wohl wieder ein Tag für Tim und Finn Böger? Mittelwind zwischen 10 und 12 m/s und Böen von 14-15 m/s reichten aus, damit es beide erneut auf Platz 2 schafften, nur geschlagen von Wolfgang und Holger. Bei uns lief das Rennen zunächst weniger erfolgreich. Unser Plan, ganz links zu starten, ging nicht ganz auf. Rechts neben uns startete ein schwedisches Team mit beeindruckendem Upwind-Speed. Um nicht überlaufen zu werden mussten wir viel tiefer fahren, als für uns sinnvoll. Am ersten Luvfass sah es deshalb nicht gerade rosig für uns aus. Immerhin konnten wir auf dem Spigang noch am einen oder anderen gekenterten Boot vorbeiziehen (so auch an den Schweden, die uns die Startkreuz erschwert hatten…) und schafften es auf Platz 10 in diesem Rennen.

 

 

Nach Rennen 5 ließ uns die Wettfahrtleitung zunächst eine ganze Weile warten. Diverse Boote kenterten während der Wartezeit. Ich fragte mich, ob es wirklich eine gute Idee wäre, ein weiteres Rennen zu starten, als der Wind weiter zunahm und Jan für längere Zeit ins Trapez musste, damit wir – beiliegend – nicht kentern. Wenige Minuten später kam denn auch von der Wettfahrtleitung die Entscheidung, kein weiteres Rennen zu starten und alle Boote zurück in den Hafen zu schicken.

 

 

Damit ging eine tolle Schwedische Meisterschaft zu Ende. In der Gesamtwertung Erste wurden unangefochten Wolfgang Hunger und Holger Jess mit 4 Punkten. Auf Platz 2 folgten Tim und Finn Böger (die zum Gesamtsieg wahrscheinlich auch in Rennen 4 und 5 eine Gewitterböe gebraucht hätten). Platz 3 und 4 gingen an die dänischen Teams und Platz 5 an das beste schwedische Team Tomas Grundel und Johan Strömdahl, die damit – wie schon im Vorjahr – schwedische Meister wurden. Platz 6 ging an uns und Platz 8 im 30 Teilnehmer starken Feld an das weitere deutsche Team Henrik Schade und Sebastian Wiemer. Vielleicht hat dazu auch beigetragen, dass alle vier teilnehmenden deutschen Boote von Ende Mai bis Juli mehrfach zusammen in Kiel trainiert haben. Training lohnt sich also – und hat in diesem Fall auch zu einer sehr netten Gemeinschaft geführt.

 

 

Eine kleine Überraschung gab es für uns noch während der Siegerehrung. Wir haben den Preis für das beste Jugendteam bekommen. Da ich in diesem Leben nicht mehr damit gerechnet habe, so einen Preis zu bekommen, habe ich das lieber nicht weiter hinterfragt…

 

 

Jens Biederer